Werte als Stressfalle - Monatsimpuls April 2024

Du kannst dich nur dann gesund und empathisch abgrenzen, wenn du dich mit dir selbst auseinandersetzt. Es ist wichtig, die eigenen Stressmuster zu kennen, die der Grund für deine bisher unzureichende Abgrenzung sind. Statt dich an stressenden Lebensregeln zu orientieren, solltest du dich nach dem richten, was dir wirklich wichtig ist im Leben. Aber Achtung: Auch Werte können zur Stressfalle werden.

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Ich nutze Tarot als psychologisches Hilfsmittel, um ein monatliches Abgrenzungsthema mit passenden Reflexionsfragen auszuwählen. Wie du mit dem Monatsimpuls arbeiten und dir auch ein eigenes Bild der Karten machen kannst, habe ich dir in diesem Blogartikel beschrieben.

Inhalt

März-Rückblick: Ich wurde aussortiert

Die April-Karten

Abgrenzungsthema April 2024: Werte als Stressfalle

Handlungsimpuls: Selbstwert stärken

Ergänzende Hinweise: verzerrtes Blickfeld beachten

Zusammenfassung

März-Rückblick: Ich wurde aussortiert

Bevor wir mit dem April-Thema starten, lass uns noch mal kurz zurückschauen:

Im März 2024 ging es darum, wie man mit den Selbstzweifeln umgehen kann, die sich einstellen, wenn man aufgrund seiner Art von anderen Menschen aussortiert wird.

Hier kannst du den März-Impuls lesen, falls auch das gerade ein Thema für dich ist.

Die April-Karten

Hier nun das Foto der April-Legung, falls du dir ein eigenes Bild machen oder einfach nachvollziehen möchtest, wie ich auf die aktuellen Impulse komme.

drei Tarotkarten auf einem dunklen Holztisch

Gerechtigkeit, Bube der Münzen, 8 der Stäbe

Abgrenzungsthema April 2024: Werte als Stressfalle

„Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, was wir können.“ – Dieses Zitat von Emerson, einem amerikanischen Philosophen, bringt die Bedeutung unserer ersten Karte gut auf den Punkt. Die Karte „Gerechtigkeit“ spiegelt unser monatliches Abgrenzungsthema und hat mich sofort an die gnadenlose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber erinnert.

Eine Ehrlichkeit, zu der wir manchmal erst dann Zugang haben, wenn wir von anderen mit der Nase drauf gestoßen werden. Von jemandem, der uns gegenüber „das Schwert erhebt“, sodass wir gar nicht mehr an dieser Wahrheit vorbeikommen. Das kann jemand sein, der uns kritisiert. Oder es ist jemand, den wir selbst für irgendetwas kritisieren.

Daneben kommt mir auch „Stress durch sehr hohe Wertevorstellungen“ in den Sinn. Werte dienen nicht nur als Anker und damit der langfristig gesunden Stressbewältigung und Abgrenzung, sie können auch selbst enormen Stress auslösen und das gesunde Abgrenzen erschweren.

Manchmal verbeißt man sich so in seine Vorstellung darüber, was richtig und was falsch ist, dass man gar nicht merkt, wie sehr man sich damit selbst schadet. Das ist besonders bei anerzogenen Werten der Fall.

Dahinter stecken also tief verankerte Lebensregeln, wie etwas, jemand oder man selbst zu sein oder nicht zu sein hat. Ein ganz typisches Beispiel, was wohl viele Introvertierte kennen, wäre die Lebensregel: Du darfst dich nicht ständig zurückziehen, du musst da sein, du musst unter Leute gehen (oder etwas in der Art). Das könnte man dem Wert „Freunde/soziale Kontakte“ zuordnen – was ja kein schlechter Wert ist. Aber die Dosis macht das Gift. Und die ist nun mal für jeden Menschen ein bisschen anders.

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Welche deiner Wertevorstellungen stressen dich oft? (z.B. Perfektion, Zuverlässigkeit, Zugehörigkeit, ethisches und moralisches Handeln … )

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Wie oft suchst du bei dir selbst nach Fehlern?

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Wie gut kannst du dir Fehler oder (angeblich) unangemessene Verhaltensweisen verzeihen?

Handlungsimpuls: Selbstwert stärken

Unsere zweite Karte, der „Bube der Münzen“ spiegelt uns einen Handlungsimpuls, wie man aus dieser Werte- und Verurteilungsfalle hinausfinden kann.

Diese Karte symbolisiert Jugendlichkeit, Neugier, Lernen und Entwicklung. Die Münzen stehen unter anderem für den Selbstwert und der Bube auf der Karte schenkt der Münze seine volle Aufmerksamkeit. Für mich ist das gerade wie eine Aufforderung, die eigenen Selbstbewertungsregeln zu erforschen.

Diese selbst auferlegten oder von anderen übernommenen Regeln sind Bedingungen, an die wir unseren Wert als Mensch knüpfen. Können wir diese Bedingungen, die uns angeblich wertvoll und liebenswert machen, gerade nicht erfüllen (können wir gerade nicht für andere da sein, weil der soziale Akku schon vollständig leer ist), versuchen wir uns auf andere Art aufzuwerten. Oft passiert das unbewusst, indem wir andere Menschen abwerten und sie verurteilen.

Du kannst deine Selbstbewertungsregeln unter anderem erforschen, indem du dir bewusst machst, welche „Fehler“ dir an anderen Menschen auffallen. Deine Bewertungen und Urteile über andere können dir diesbezüglich ein super Spiegel sein. Hier sind wir wieder bei Karte 1 – bei der Person, die dir gegenüber das Schwert erhebt und dir damit die Möglichkeit gibt, dich selbst zu erkennen sein.

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Wie musst du sein und was musst du tun, damit du von anderen gemocht wirst?

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Wie verhältst du dich, wenn du diese Bedingungen nicht erfüllen kannst?

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Welche Verhaltensweisen von anderen Menschen verurteilst du regelmäßig?

Ergänzende Hinweise: verzerrtes Blickfeld beachten

Da kommt was auf einen zu. Das war mein erster Gedanke bei unserer dritten Karte, der „8 der Stäbe“. Wenn du deinen Selbstwert stärken möchtest, musst du ehrlich zu dir sein. Das schließt den Kreis, den wir mit Karte 1 geöffnet haben.

Wenn man anfängt, sich mit sich selbst und seinen (Selbst-) Bewertungsmustern zu befassen, kann es einem vorkommen, als hätte man die Büchse der Pandora geöffnet. Man entwickelt ein Bewusstsein sich selbst gegenüber und nimmt eigene Baustellen viel aufmerksamer und schneller wahr. Außerdem neigen wir dazu, Negatives eher wahrzunehmen und stärker zu gewichten als Positives. Das kann einem erst recht das Gefühl geben, falsch oder ungenügend zu sein. Deswegen ist es besonders hilfreich, neben dem Selbstwert auch das Selbstmitgefühl zu stärken.

Lass dich von diesem „Pandora-Gefühl“ nicht täuschen. Nimm nicht nur die Stäbe wahr, sondern auch den blauen Himmel und die schöne Landschaft dahinter – die klare Sicht und die innere Ruhe, die hinter diesen ganzen Eindrücken und Erkenntnissen warten.

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Ohne ehrliches Hinsehen keine hilfreichen, aber manchmal schmerzhaften, Erkenntnisse: Wie kannst du dafür sorgen und dich daran erinnern, verständnisvoll und mitfühlend dir selbst gegenüber zu bleiben? Damit du deine Erkenntnisse auch (aus-) halten kannst?

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Woran genau bemerkst du, dass du wieder einen Schritt zu weit in der (Selbst-) Verurteilungsspirale stehst? Welche Verhaltensweisen, Gedanken oder Empfindungen fallen dir zuerst an dir auf?

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Erinnere dich immer wieder: Warum setzt du dich mit dir selbst auseinander? Was möchtest du nicht länger hinnehmen und daher verändern?

Zusammenfassung

Wenn du dich gesund abgrenzen und Stress langfristig reduzieren möchtest, ist es hilfreich, deine Werte zu kennen. Wenn du dir klar darüber bist, was dir im Leben wichtig ist, kannst du dich immer daran orientieren. Werte – und damit dein Verständnis von richtig und falsch – können aber auch zur Stressfalle werden.

„Echte“ Werte zeigen dir, was dein Leben für dich lebenswert macht. „Unechte“ Werte sind stattdessen Bedingungen, die du glaubst, erfüllen zu müssen, um als Mensch etwas wert zu sein. Um von anderen akzeptiert und anerkannt zu werden. Vielleicht auch, um eine Art Daseinsberechtigung auf dieser Welt zu haben.

Du kannst solche Selbstbewertungsregeln z.B. daran erkennen, dass du dich selbst verurteilst, ständig nach eigenen Fehlern suchst und damit dem Optimierungswahn verfällst. Es kann aber auch sein, dass du sehr auf andere schaust und andere Menschen oft für ihr Verhalten oder für ihr Sein verurteilst.

Solange du diesen Lebensregeln (den „unechten“ Werten) blind folgst und nicht gnadenlos ehrlich zu dir selbst sein kannst – ohne sich selbst zu verurteilen! – ist ein gesundes Abgrenzen kaum möglich. Um hier mehr Ruhe reinzubringen, solltest du dein Selbstwertgefühl und dein Selbstmitgefühl stärken. Hinterfrage dafür, welche Werte du als Mensch vertreten „musst“, um als liebenswerter Mensch und wertvoller Teil der Gesellschaft anerkannt zu werden, und welche Dinge dein Leben für dich lebenswert machen – unabhängig davon, was andere von dir erwarten.

Die „echten“ von den „unechten“ Werten zu unterscheiden und herauszufinden, was man sich im Leben wirklich wünscht, ist manchmal gar nicht so einfach. Hab Geduld. Die Erkenntnisse kommen unterwegs. Fange irgendwo an. Die hohen Wertevorstellungen, die dich stressen, sind auch nicht automatisch falsch. Es kommt immer darauf an, ob diese Werte deine eigenen sind, warum du sie verfolgst und auf welche Art du das tust. Dein Warum gibt dir wichtige Hinweise.

Auch mit dem Urteilen über dich selbst und andere musst du nicht aufhören. Du kannst es aber bewusster tun und es viel öfter als Spiegel nutzen: Du nimmst bewusst wahr, wie du Dinge bewertest, und erkennst dadurch, was dich stresst, was dir wichtig ist, wie du leben möchtest und welche Menschen zu dir passen.

Löse dich von deinen „unechten“ Werten und lebe dafür mehr nach deinen „echten“ Werten – statt die Erwartungen anderer zu erfüllen oder andere dazu bringen zu wollen, dass sie deine Erwartungen erfüllen.

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Hast du Fragen, Gedanken oder Ergänzungen zum April-Impuls? Dann kommentiere unten auf dieser Seite, schreib mir hier oder nutze den anonymen Blog-Briefkasten.

Danke für deine Zeit. 🙂

Foto von R_Tee via Canva.com

Tarot von A.E. Waite, Mit freundlicher Genehmigung des Königsfurt-Urania-Verlags

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Anett Enderlein - Psychologisches Coaching

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