„Innere Arbeit ist Optimierungszwang nach Schema F statt Heilung. Sie hält dich davon ab, du selbst zu sein. Und überhaupt: Es gibt gar keine inneren Wunden, die du damit heilen musst. Du musst nur zur Ruhe kommen, dich entspannen und die Dinge sowie dich selbst einfach sein lassen.“ – Solche Aussagen geistern regelmäßig durchs Netz und sorgen für reichlich Verwirrung. Der Monatsimpuls vom Juli 2024 kann dir helfen, diese Äußerungen für dich einzuordnen. Sodass du dich von den Ansichten anderer abgrenzen und leichter entscheiden kannst, wo du mitgehst und wo nicht.
Ich nutze Tarot als psychologisches Hilfsmittel, um ein monatliches Abgrenzungsthema mit passenden Reflexionsfragen auszuwählen. Wie du mit dem Monatsimpuls arbeiten und dir auch ein eigenes Bild der Karten machen kannst, habe ich dir in diesem Blogartikel beschrieben.
Inhalt
Die Juli-Karten
Abgrenzungsthema Juli 2024: Innere Arbeit bringt nichts
Handlungsimpuls: sich auf sich selbst einlassen & eigene Wege finden
Ergänzende Hinweise: Selbstaufwertung erkennen
Zusammenfassung
Die Juli-Karten
Hier das Foto der Juli-Legung, falls du dir ein eigenes Bild machen oder einfach nachvollziehen möchtest, wie ich auf die aktuellen Impulse komme.
5 der Stäbe, Der Stern, Bube der Stäbe
Abgrenzungsthema Juli 2024: Innere Arbeit bringt nichts
In der Online-Welt, vor allem auf Social Media, kann man regelrechte Methoden-Kämpfe beobachten. Unter Anbietern von Coachings, Mentorings und Teachings genauso wie unter Kunden und Coaching- oder sogar Therapie-Klienten.
An genau diese Methoden-Kämpfe erinnert mich unsere erste Karte, die „5 der Stäbe“. Bei diesem Kampf geht es nicht um Leben und Tod. Die Karte steht eher dafür, sich mit anderen zu messen. Wer ist der Bessere? Wer ist der Stärkere? Wer ist der Schnellste?
Man hebt sich mit seinem Wissen und seinen persönlichen Erfahrungen über andere. Und dann geht es ganz schnell, dass bestimmte Methoden abgewertet und als nutzlos bezeichnet werden. „Wer jetzt noch innere Arbeit macht, ist selber schuld“, kommt mir häufiger zu Ohren – meist durch verunsicherte Klienten.
Statt innerer Arbeit wird empfohlen: „Lass das alles weg. Entspann dich und sei einfach nur. Es gibt nichts zu müssen und nichts zu erreichen.“
Diese Empfehlung ist zwar richtig, trifft aber nicht zu jedem Zeitpunkt auf jeden Menschen zu. Hier wird pauschalisiert und übergestülpt, vermutlich ohne dass sich die Personen dessen bewusst sind.
Welche Aussagen anderer bezüglich der richtigen Mittel und Wege verunsichern dich?
Wo fühlst du dich mit deinen Entscheidungen nicht ernst genommen?
Welche Mittel und Wege anderer bzw. welche Coaching- oder Therapiemethoden bezeichnest du pauschal als nutzlos?
(Wie wir über andere denken, kann uns sehr wertvolle Hinweise über unsere eigenen Gedankenmuster geben.)
Handlungsimpuls: sich auf sich selbst einlassen & eigene Wege finden
Wenn du nach Mitteln und Wegen suchst, gibt es etwas an deiner Situation, das du verändern möchtest. Du empfindest etwas als Problem und möchtest es lösen. Oder du hast dir ein Ziel gesetzt und möchtest es erreichen. Da es hier um innere Arbeit geht, liegt das Thema, welches dich beschäftigt, wahrscheinlich etwas tiefer und irgendeine unbewusste oder teilbewusste Prägung erschwert dir deinen Weg.
Wenn du dir unsere zweite Karte „Der Stern“ anschaust, siehst du, dass die Figur unbekleidet ist. Diese Karte soll uns einen Handlungsimpuls geben und bringt mich zu dem Gedanken, alte Selbstschutzmechanismen abzulegen, in die du dich bisher gehüllt hast, die dir aber inzwischen mehr schaden als nützen. Das heißt, du musst dich auf dich selbst einlassen und unter deine Oberfläche schauen, wenn du dein Ziel nachhaltig erreichen möchtest.
Persönlichkeitsentwicklung kann an manchen Stellen innere Schwerstarbeit sein. Und die Menschen, die behaupten, es geht auch alles ganz einfach, du musst das ganze Zeug nur weglassen, haben wahrscheinlich nur vergessen, dass sie auch nicht schon immer dort waren, wo sie jetzt sind. Es hat einen Grund, warum du eben nicht einfach alles sein lassen kannst. Wenn du es könntest, würdest du es doch tun. Dann wäre diese Aufforderung eher eine Erinnerung und du würdest sofort einen Schalter bei dir umlegen. Da das nicht passiert, braucht es innere Arbeit, mit der du lernst, diesen Schalter zu bedienen.
Zur Veranschaulichung mal ein anderes Bild: Wenn meine Tochter einhändig ein Rad schlägt, ist es für sie auch ganz einfach. Sie entscheidet sich, das zu tun, und dann tut sie es. Wie viele Jahre sie unter großer Anstrengung dafür geübt hat, sieht man in dem Moment nicht.
Jeder ist auf seinem eigenen Weg. Keiner dieser Wege ist mit dem eines anderen vergleichbar. Deswegen kann auch niemand weiter sein als ein anderer. Und auch die Menschen, für die „alles“ ganz leicht geht, sind nicht fertig mit innerer Arbeit. Ich glaube schon, dass auch sie innerlich arbeiten. Nur benennen und bewerten sie es vielleicht anders, weil sie es inzwischen anders wahrnehmen. Es gibt immer mehr als einen richtigen Weg.
Höre auf dich, auf dein Bauchgefühl und auf deinen gesunden Menschenverstand:
Was hilft dir, dich auf dich selbst einzulassen?
Was brauchst du, um dich sicher genug zu fühlen, damit du alte Schutzmechanismen ablegen kannst und dir nicht länger selbst im Weg stehst?
(Viele nutzen für diese alten Schutzmuster auch das Wort „Selbstsabotage“. Das mag ich persönlich nicht so, ist aber vielleicht bekannter.)
Wie kannst du dich daran erinnern, dir nichts überstülpen zu lassen und auch anderen nichts überzustülpen?
Ergänzende Hinweise: Selbstaufwertung erkennen
Unsere dritte Karte, der „Bube der Stäbe“, ergänzt unsere zweite Karte. Der Bube ist jemand, der lernt. Und die Stäbe stehen unter anderem für Inspiration und Umsetzung. Ich deute das gerade so, dass wir oft erst lernen müssen, uns auf uns selbst einzulassen. Dazu gehört auch, sich nicht durch spannende Inspirationen ablenken zu lassen und sich auf den einen naheliegenden Weg zu konzentrieren. Zu oft glauben wir, das Besondere und Wirksame woanders suchen zu müssen. Dabei liegt die Lösung – oder zumindest der nächste Schritt dorthin – direkt vor den Füßen.
Wenn du auf die Karte schaust, siehst du, wie der Bube mit beiden Händen einen einzigen Stab hält und zu diesem aufblickt. Es geht schnell, einfache und vielversprechende Möglichkeiten auf ein Podest zu heben, zu ihnen aufzublicken, und harte innere Arbeit stattdessen abzuwerten. Dabei sind beide Wege wichtig und richtig. Je nach Zeit, Typ und Situation.
Nun ist es aber so, dass Menschen bewerten. Sich selbst und andere. Das ist einfach so und man kann es auch nicht abstellen. Die Frage ist immer nur, ob man die Bewertung erkennt, ob man sie wahrnimmt. Und wenn du bemerkst, wie sich jemand zum Beispiel demonstrativ langweilt in Bezug dessen, womit du dich gerade beschäftigst, ist das eine Abwertung deiner Entscheidung, deiner Interessen oder deiner Erfolge. Genauso gilt all das natürlich auch für dich und deine Bewertungen anderen gegenüber.
Wenn jemand seinen Weg, seine Methoden, als die einzig wahren darstellt, die den Durchbruch bringen, ist das eine Selbstaufwertung. Alles andere wird abgewertet. Selbstaufwerten „müssen“ sich nur Menschen, die sich abgewertet fühlen. Das bedeutet: Diese Aussage spiegelt den eigenen inneren Zustand und hat mit der bewerteten Person und deren Entscheidung nichts zu tun.
Auch wenn Menschen überbetonen, dass sie dies und jenes nicht bräuchten, nicht müssten oder nicht wären, ist das eine Selbstaufwertung. Man stellt sich über die anderen, indem man sich klar von ihnen unterscheidet und großen Wert darauf legt, dass auch andere diesen Unterscheid erkennen. Noch mal: Das ist normales menschliches Verhalten. Wenn man sich abgrenzen möchte, ist es hilfreich, diese Selbstaufwertungen zu erkennen – sowohl bei anderen als auch bei einem selbst. Und je nach Ausprägung kann es natürlich auch schädlich sein.
Was bedeutet innere Arbeit momentan für dich?
Zu welchen anderen Methoden fühlst du dich hingezogen? Was inspiriert dich?
Was davon ist (vermutlich) jetzt für dich dran?
Zusammenfassung
Wenn du anfängst, dich mit persönlicher Entwicklung zu befassen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis du auf Meinungen bezüglich verschiedener Methoden stößt, die jeweils sehr einseitig erscheinen. Immer wieder begegnen mir zum Beispiel Aussagen, vor allem online oder von verunsicherten Klienten, die innere Arbeit als unnütze Ablenkung abwerten.
Im Kern geht es wohl darum, dass du nicht an dir arbeiten musst, weil du sein kannst, wie du bist. Innere Arbeit wird hier also anscheinend oft mit Selbstoptimierung gleichgesetzt. Das ist allerdings zu kurz gedacht. Es kommt nicht nur darauf an, was du tust oder nicht tust, sondern auch, mit welcher Absicht du etwas tust oder nicht tust.
Wenn „einfach nur sein“ für dich eben gerade nicht möglich ist, braucht es innere Arbeit, damit es für dich möglich wird. Die Welt wäre ein wunderbar friedlicher Ort, wenn es für jeden Menschen in jeder Situation und zu jeder Zeit so einfach gehen würde.
Meist braucht es eine Kombination verschiedener Methoden. Und auch hier kann es sein, dass das, was einem selbst hilft, niemals für den anderen infrage kommt. Es ist immer typ- und situationsabhängig. Und – ganz wichtig – es hängt auch immer davon ab, wie man „innere Arbeit“ definiert. Nicht jeder Mensch versteht darunter dasselbe.
Wenn du siehst, wie jemand eine bestimmte Methode über andere stellt, indem er andere demonstrativ als langweilig, zeitverschwendend und ablenkend bewertet, frage dich, ob hier vielleicht eine Selbstaufwertung vorliegen kann. Mache dir außerdem bewusst, dass Selbstaufwertung ein oft unbewusster Reflex ist, der durch eigene Unsicherheiten ausgelöst wird.
Nun ist nicht jede Beschreibung und jede Meinung eine Selbstaufwertung. Du kannst dich von Methoden, die für dich (momentan) keinen Wert haben, abwenden, ohne sie pauschal für alle anderen abzuwerten. Du kannst über deine Methoden aufklären und Vergleiche ziehen, ohne andere dafür schlecht zu reden.
Lass dich nicht verunsichern. Persönliche Entwicklung kann an manchen Stellen innere Schwerstarbeit bedeuten und an anderen ganz einfach gehen. Und oft sind viele Dinge tatsächlich einfach, aber dennoch nicht leicht umzusetzen.
Entscheide für dich und teste aus. Reflektiere und entscheide wieder. Immer Schritt für Schritt.
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Foto von R_Tee via Canva.com
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