„Auf der Suche nach Lösungen denken wir oft viel zu groß. Dabei sind es die kleinen und unkomplizierten Schritte, die zur großen Wirkung führen.“ – Mit diesen Worten habe ich im letzten Monat einen kurzen Blogartikel eingeleitet (hier kannst du ihn lesen).
Daraufhin schrieb mir eine Leserin und fragte, wie man kleiner denkt und kleine Schritte machen kann, wenn eigentlich ein Riesenschritt bevorsteht. Ein großer Schritt, der notwendig wäre, aber auch wahnsinnige Angst macht. Und ob diese Angst ein Zeichen dafür sein könnte, dass man noch nicht bereit für den großen Schritt ist.
Darauf möchte ich jetzt ausführlicher antworten. Falls du also auch schon seit einer Weile spürst, dass es Zeit für etwas Neues ist, die Angst vor der Veränderung dich aber bisher abhält, entsprechende Schritte zu gehen, lies weiter.
Inhalt
Auch ein Riesenschritt besteht aus vielen kleinen Teilschritten
Die Entschlossenheit hinter der Angst
Triff eine klare Entscheidung
Lass das Ziel wieder los und fokussiere dich auf den Weg
Mache dir deine Stärken bewusst und dosiere sie gut
Hole dir Unterstützung und versuche, nicht alles zu kontrollieren
Rechne mit erneuten Unsicherheiten
Fazit
Auch ein Riesenschritt besteht aus vielen kleinen Teilschritten
Nimm dir zuerst etwas Zeit und splitte den einen großen Schritt in viele kleine Teilschritte auf. Teilschritte sind leichter zu planen und umzusetzen.
Löse dich dann wieder von deinem großen Ziel: behalte es als eine Art Leitstern im Hinterkopf, setze aber deinen Fokus auf die jeweiligen kleinen Teilschritte, die gerade dran sind.
Dabei hilft dir eine Liste. Sortiere für dich schriftlich:
- Wenn du diesen Riesenschritt machen würdest, welche konkreten Teilschritte würde das bedeuten?
- Wann wäre welcher Schritt dran?
- Bis wann muss welcher Schritt abgeschlossen sein?
- Welche Schritte bedingen sich gegenseitig und hängen direkt miteinander zusammen?
- Welche sind eher unabhängig voneinander?
Nur, weil du die Schritte gedanklich durchgehst, heißt es nicht, dass du sie auch wirklich umsetzen musst. Du entscheidest. Und du bestimmst das Tempo. Diese Planung kann dir aber helfen, dich zu orientieren. Das kann dir wiederum das Gefühl von Sicherheit geben, das dir jetzt gerade fehlt.
Die Entschlossenheit hinter der Angst
Auch wenn das Planen der Schritte nicht heißt, dass du sie gehen musst: Eigentlich hast du dich doch längst entschieden, oder? Dieser große Schritt geht dir nicht mehr aus dem Kopf. Er drängt sich förmlich auf. Du weißt schon, dass du nicht drumherum kommst, wenn du was verändern möchtest.
Es geht also gar nicht mehr um die Frage, ob oder ob nicht. Was jetzt noch hindert, ist die Angst.
Und Angst ist immer da, wenn etwas Neues beginnt. Und wenn es keine Angst ist, ist es Aufregung. Hier entscheidet auch deine Bewertung darüber, ob du eher Angst oder eher Nervosität empfindest.
Wie im „Denke kleiner“-Artikel beschrieben, kannst du jetzt erst mal tief durchatmen und dir bewusst machen, wie viel Gefahr jetzt wirklich (!) von diesem Schritt ausgeht. Und was es (langfristig) für dich bedeutet, wenn du deine Situation so belässt, wie sie gerade ist.
Wenn unser Kopf das Ende der Geschichte nicht kennt, randaliert er besonders gerne. Und er kann das Ende nicht kennen, denn wir fangen ja etwas Neues, etwas Unbekanntes, an. Es würde mir viel mehr zu denken geben, wenn da keine Spur von Angst wäre.
Im Grunde geht es doch überwiegend darum, mit der Angst vor dem Unbekannten umzugehen, oder? Hier ein paar Möglichkeiten, wie das in Form von kleineren Schritten aussehen kann:
Triff eine klare Entscheidung
Triff zuerst auch bewusst die Entscheidung für den Riesenschritt , die du schon längst unterschwellig getroffen hast. Und dann lass die Angst ruhig da sein. Sie ist nicht schlimm. Sie meint es nur gut. Kämpfe nicht gegen sie an. Lass sie einfach gut sein.
Du hast dir dein Hirn schon genug zermartert. Hast in sämtliche Richtungen gedacht – hin und her. Du weißt inzwischen wahrscheinlich ziemlich genau, was du willst.
Es ist also Zeit, aus dem Kopf (wo die Angst sitzt!) raus zu gehen und auf die Intuition zu hören.
Mach einfach nur den einen ersten (kleinen) Schritt: Was steht auf der Liste? Und welche Ideen oder Gedanken kommen dir in den Sinn, die du vielleicht als albern, unwichtig oder verrückt abtust? Jeder einzelne davon ist es wert, zumindest mal notiert zu werden.
Hier kannst du nachlesen, warum genau diese Ideen so wertvoll sind: Wie die Intuition beim Abgrenzen hilft und woran du sie erkennst
Lass das Ziel wieder los und fokussiere dich auf den Weg
Ob wir ein Ziel wirklich erreichen oder nicht, lässt sich nicht mit Sicherheit voraussagen. Das hängt von zu vielen Faktoren ab, die wir auch gar nicht alle kennen. Es könnte sogar passieren, dass wir mitten auf dem Weg feststellen, dass sich das Ziel geändert hat. Weil wir uns weiterentwickelt haben.
Wenn du das große Ziel als Leitstern betrachtest – und nicht als etwas, was du unbedingt (schnell) erreichen musst – hilft es dir, dich zu orientieren. Aber dein Fokus liegt auf dem Weg. Auf dem jeweils aktuellen Schritt.
Ich hab diesen Punkt oben bei den Teilschritten schon mal erwähnt, meine aber hier noch etwas anderes. Wo es zuerst hauptsächlich um die konkrete Planung der kleinen Schritte ging, geht es hier auch ums Genießen des Weges: Mach dein Glück nicht vom Erreichen deines Ziels abhängig. Du bis jetzt hier. Du kannst auch jetzt schon dafür sorgen, dass du es schöner hast – mit vielen alltäglichen „Kleinigkeiten“ und einer guten Selbstfürsorge. Du kannst jetzt und jederzeit bisherige Ansichten hinterfragen, Lebensregeln oder Grundannahmen (Glaubenssätze) anzweifeln und dabei Schritt für Schritt weitergehen.
Wann hast du denn schon mal etwas getan, was du unbedingt tun wolltest, wovor du aber Angst hattest – weil du nicht wusstest, was auf dich zu kommt?
Und welche Erfahrungen hast du gemacht? Wie ging es dir vor dem Schritt, währenddessen und danach? Hast du mehr auf den Weg oder auf das Ziel geachtet?
Auf welche deiner Fähigkeiten konntest du dich verlassen? Welche Unterstützung gab es sonst noch?
Mache dir deine Stärken bewusst und dosiere sie gut
Du hast schon so viel geschafft. So viele Hindernisse überwunden. Und dadurch so viele Fähigkeiten ausgebildet.
Lange in einer stressigen Situation zu verharren – aus Angst vor einem neuen Schritt – bedeutet auch, dass du Durchhaltevermögen hast. Vielleicht kannst du viele Dinge schnell erledigen. Bist ordentlich, strukturiert und hilfsbereit. Vielleicht sind genau das die Dinge, die andere bisher ausgenutzt haben. Und die du jetzt an dir ablehnst, weil du dich nicht länger ausnutzen lassen möchtest.
Mach dir bewusst, dass das Stärken sind. Fähigkeiten, die dir bei jedem deiner Schritte helfen.
Achte nur darauf, dass du diese Fähigkeiten gut dosiert einsetzt. Mach auch mal Pause, gibt etwas Kontrolle und Verantwortung ab. Sonst droht Überforderung und du brennst früher oder später aus. Löse dich von alten Lebensregeln (z.B immer zuerst für andere da sein zu müssen). Sonst nimmst du deine Probleme eventuell mit zu deinem Ziel.
Hole dir Unterstützung und versuche, nicht alles zu kontrollieren
Du musst nicht alles allein schaffen. Hole dir jemanden an die Seite. Wer in deinem Umfeld kennt dich gut, kann dir etwas abnehmen oder dich in unsicheren Momenten stützen? Wem vertraust du?
Erinnere dich immer wieder an alles, was du schon geschafft hast. Mach dir gleichzeitig klar, dass das, was du dir aufgebaut hast, nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen wird, sobald du die Kontrolle mal loslässt. Es verändert sich nur mit dir mit. Es wächst mit dir mit.
Wovor genau hast du denn eigentlich Angst? Schreib das mal auf. Was fürchtest du zu verlieren? Was glaubst du, was passiert, wenn du das Bisherige loslässt und zum großen Schritt ansetzt?
Rechne mit erneuten Unsicherheiten
Auch, wenn du dich nach den ersten Schritten deutlich besser fühlst: Unsicherheiten, Zweifel und Ängste kommen regelmäßig zurück. Das heißt nicht, dass du was falsch gemacht hast. Wenn du nach und nach deine Schritte gehst, achte darauf, deinen Leitstern immer ein bisschen mehr im Blick zu haben als deine Ängste.
Analysiere nicht alles bis zum Umfallen. Man kann auch zu viel reflektieren und verstehen wollen. Wenn du merkst, dass es zu kopflastig wird und die Unsicherheiten wieder stärker werden, lenk deinen Blick mal auf all die schönen (kleinen, alltäglichen) Dinge, die das Leben so zu bieten hat. Oder fokussiere dich einfach nur auf den gegenwärtigen Moment.
Es ist okay, wenn du Angst hast. Es gibt aber nie nur diese eine Seite. Das Gehirn sucht allerdings automatisch nach negativen und potenziell bedrohlichen Dingen. Du musst also gezielt in die positive und stärkende Richtung umschwenken. Je öfter du das übst, desto leichter wird es.
Aber grundsätzlich gilt: Unsicherheiten kommen und Unsicherheiten gehen. Sie sind ein normaler und notwendiger Teil einer Entwicklung. Ohne geht’s nicht.
Hier kannst du mehr darüber lesen, wie der gegenwärtige Moment dir hilft, mit deinen Ängsten umzugehen: Stress reduzieren im Hier und Jetzt: Das Prinzip der Gegenwärtigkeit
Fazit
Du hast sehr viele Möglichkeiten, kleiner zu denken und kleine Schritte auf dem Weg zum großen Ziel zu machen.
Angst ist hierbei kein Zeichen dafür, dass du noch nicht so weit bist. Ganz im Gegenteil: Dieser Spruch „Wo die Angst ist, ist der Weg“ hat schon seine Berechtigung. Die Angst bestätigt dir nur, dass du gerade dabei bist, etwas zu tun, was du vorher so noch nie getan hast.
Wenn du das Gefühl hast, es ist Zeit für Neues und du verspürst keine Angst, Unsicherheit oder Nervosität bei deiner Entscheidung, ist das eher ein Zeichen dafür, dass du auf alten Pfaden unterwegs bist. Diese Pfade bringen dir nicht die gewünschte Veränderung.
Lass dich weder von dem einen großen noch von den vielen kleinen Schritten überwältigen. Und ja, auch die kleinen Schritte können sich riesengroß anfühlen. Geh immer nur einen Schritt zur Zeit. Und vergiss nicht, zwischendrin mal tief durchzuatmen.
Fokussiere dich auf den Weg, behalte das große Ziel aber als Leitstern im Hinterkopf. Ob du dort ankommst oder nicht, ist nicht so wichtig, wie die Gestaltung deines Weges. Und damit kannst du sofort beginnen. (Paradoxerweise erhöht sich damit die Wahrscheinlichkeit, dass du ankommst.)
Kleine Schritte, ein flexibler Plan und eine vertraute Person können dir helfen, gut mit deiner Angst umzugehen.
Hast du Fragen, Gedanken oder Ergänzungen zum Artikel? Dann kommentiere ganz unten auf dieser Seite oder schreibe mir hier.
Danke für deine Zeit. 🙂
Hast du das Gefühl, deine Angst geht über das normale Maß hinaus? Dann könnte dieser Artikel über Neophobie – die Angst vor Neuem – für dich interessant sein.
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