Monatsimpuls Oktober 2023: Schmerzhafter Schluss-Strich

Manchmal weiß man einfach, dass das, was man sich so sehr wünscht, nicht wahr wird. Dass es Zeit für einen klaren Schluss-Strich ist. Dass weiteres Hoffen, Warten oder Kämpfen zu nichts führen wird. Weil es einen über kurz oder lang kaputt macht.

Ganz oft hat man das bei (sich anbahnenden) Beziehungen, die sehr einseitig laufen. Oder bei On-Off-Geschichten. Aber auch beruflich oder in sämtlichen anderen Situationen kann einem das begegnen. Und dann ist es wichtig, verschiedene Punkte klar zu differenzieren und voneinander abzugrenzen.

Im Monatsimpuls vom Oktober 2023 geht es darum, ehrlich zu sich selbst zu sein. Den geplatzten Traum als solchen zu akzeptieren und bewusst mit dem Schmerz umzugehen. Es geht hier also nicht um Schnellschuss-Entscheidungen, sondern um Dinge, die einem ganz klar nicht guttun.

Leider kann ich auch hier wieder nur einen Einstieg ins Thema liefern, ein paar Impulse mitgeben. Ich weiß, dass dieser Blogartikel diesem großen Thema nicht gerecht werden kann. Richtig gut geht das, meiner Erfahrung nach, nur im persönlichen Austausch. Es spielen einfach zu viele persönliche Faktoren eine Rolle. Alles andere ist ein Kratzen an der Oberfläche.

Aber vielleicht reicht dir das schon, um selbst tiefer gehen zu können. Und falls du Unterstützung möchtest, melde dich gerne jederzeit für ein (kurzes) Coaching. Und natürlich kannst du deine Fragen und Gedanken auch in die Kommentare schreiben oder in den anonymen Blog-Briefkasten einwerfen.

Das zu erwähnen, ist mir gerade bei diesem Thema ein Bedürfnis. Weil ich beim Schreiben gemerkt habe, dass ich hier nicht so tief gehen kann, wie ich gerne möchte. Es wäre zu verschachtelt. Ich würde zu keinem Ende kommen.

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Ich nutze Tarot als psychologisches Hilfsmittel, um ein monatliches Abgrenzungsthema mit passenden Reflexionsfragen auszuwählen. Wie du mit dem Monatsimpuls arbeiten und dir auch ein eigenes Bild der Karten machen kannst, habe ich dir in diesem Blogartikel beschrieben.

Inhalt

September-Rückblick: Nichts funktioniert und alle sind doof

Die Oktober-Karten

Abgrenzungsthema Oktober 2023: Schmerzhafter Schluss-Strich

Handlungsimpuls Oktober 2023: Erinnerung ent-idealisieren

Mögliche Entwicklung: Dem Konflikt entgegengehen

Fazit

September-Rückblick: Nichts funktioniert und alle sind doof

Bevor wir mit dem Oktober-Thema starten, lass und doch noch mal kurz zurückschauen:

Im September 2023 ging es um den Frust, den man manchmal erlebt, wenn man sich gerade aus alten Problemmustern heraus arbeitet. Also, wenn man z.B. gerade in einem Coaching ist oder in einer Therapie. Und natürlich auch, wenn man sich mit Hilfe von Selbstcoaching um sich kümmert (z.B. auf Basis von Büchern oder Selbstlernkursen). Dann steckt man manchmal in so einem Gefühl von „nichts funktioniert und alle sind doof“ fest.

Hier kannst du den September-Impuls lesen, falls auch das gerade ein Thema für dich ist. 

Die Oktober-Karten

Hier nun das Foto der Oktober-Legung, falls du dir ein eigenes Bild machen oder einfach nachvollziehen möchtest, wie ich auf die aktuellen Impulse komme.

3 Tarotkarten auf einem Tisch

5 der Kelche, 6 der Kelche, Der Wagen

Abgrenzungsthema Oktober 2023: Schmerzhafter Schluss-Strich

Unsere erste Karte, die „5 der Kelche“ spiegelt unser monatliches Abgrenzungsthema.

Diese Kelche-Karte deutet auf einen schmerzhaften Verlust hin. Oder auf die Angst vor einem Verlust.

Interessant finde ich hier, dass die Figur nicht wegläuft. Was als ein Zeichen für Akzeptanz gesehen werden kann.

Die Figur auf der Karte konzentriert sich sehr auf die umgestürzten Kelche. Auf das, was sie verloren hat. Oder auf das, was kaputt gehen könnte. Die zwei noch stehenden Kelche kann sie gerade noch nicht sehen: Oft müssen wir den Verlust erst wirklich begreifen, ihn annehmen, damit wir erkennen können, dass uns auch etwas bleibt. Dass nicht alles verloren ist, auch wenn es gerade so aussieht.

Bei dieser Karte stellt sich auch immer die Frage: Hat die Figur die Kelche selbst umgestoßen oder sind sie umgestoßen worden? Oder ist es vielleicht eine Mischung aus beidem? Denn wir stoßen gewisse Kelche ja erst dann um, wenn wir merken, dass wir einer Illusion nachgejagt sind. Und wenn sich Dinge so sehr verändert haben, dass das Bisherige nicht mehr funktioniert. Dann wird es Zeit für einen bewussten Schluss-Strich – als Reaktion auf die veränderten Umstände.

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Worum geht es gerade? Welchen Verlust befürchtest oder bedauerst du?

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Welcher schmerzhafte Schritt muss jetzt wohl gegangen werden? Welcher Traum platzt hier gerade?

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Warum sind die zwei übrigen Kelche standhaft? Wofür könnten sie stehen? Was ist (gerade) deine stabile Basis?

Handlungsimpuls Oktober 2023: Erinnerung ent-idealisieren

Die zweite Karte, die „6 der Kelche“, gibt uns Handlungsimpulse, wie ein solcher Verlust emotional etwas leichter oder schneller verarbeitet werden kann.

Diese Karte steht ganz allgemein für die Vergangenheit. Oder auch für die Erinnerungen an die Vergangenheit. Nun ist es so, dass wir uns in der Regel nicht so an die Vergangenheit erinnern, wie sie tatsächlich war:

Auf der einen Seite wird unsere Erinnerung immer von unseren damaligen Prägungen und Bewertungen beeinflusst. Eine andere Person, die dasselbe erlebt hat, die aber einen anderen Erfahrungshintergrund hat, wird das damals Geschehene anders erlebt haben und anders erinnern. Zumindest teilweise.

Auf der anderen Seite verändern wir Erinnerungen nachträglich. Wir idealisieren sie. Wir „vergessen“ viel von dem Schlechten und betonen das Gute. Was wiederum eine Hoffnung aufkeimen lässt, dass es ja doch noch ein Happy End geben könnte. Es war ja schließlich nicht alles schlecht. Die Beziehung oder der Job hatte auch seine guten Seiten.

Im Grunde ist es super, wenn wir den Blickwinkel auf das Positive lenken können. Nur in diesem speziellen Fall ist es nicht immer hilfreich. Weil wir damit den Schmerz nur hinauszögern und verlängern.

Das heißt: Einen Schluss-Strich zu ziehen, oder generell einen Verlust zu verarbeiten, fällt dann besonders schwer, wenn wir Erinnerungen idealisieren. Der Mensch oder der Job ist dann nicht der, den wir in ihm sehen. Oder den wir gern sehen möchten.

Da die Trauer-Karte direkt neben einer Karte liegt, die die Vergangenheit symbolisiert bzw. die schöne Erinnerung an die Vergangenheit, spricht das für mich eher für eine nachträgliche Veränderung der Erinnerung. Diese Beziehung zwischen den beiden Karten war also mein Auslöser dafür, heute das Idealisieren als Kernpunkt in den Fokus zu rücken. Der Handlungsimpuls, der sich daraus ableitet, lautet: Ent-idealisiere deine Erinnerung.

Dafür braucht es einen gewissen Abstand und ein sachliches Betrachten der Situation. Vielleicht mit einer unbeteiligten dritten Person, die helfen kann, diesen Abstand einzunehmen.

Dabei muss ich gerade an einen schönen Vergleich denken, den ich vor langer Zeit irgendwo gelesen habe: Wenn du ins Ballett gehst, setze dich nicht in die erste Reihe. Denn das Bild, das auf der Bühne entsteht, kannst du nur mit Abstand erkennen. Am besten noch aus einer erhöhten Perspektive, also vom Rang aus. In der Psychologie ist das die Meta-Ebene, welche einen Perspektiv-Wechsel und die nötige Sachlichkeit ermöglicht.

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Welchen Verlauf der Situation wünschst du dir? An welchem Ausgang der Geschichte hältst du fest? Was genau gibt dir Anlass zur Hoffnung, dass es doch noch klappen könnte?

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Was spricht gegen das so sehr gewünschte Happy End? Welche Warnzeichen möchtest du am liebsten nicht sehen, nicht wahrhaben?
(Das können äußere, greifbare Anzeichen sein, wie z.B. verletzende Verhaltensweisen der Person dir oder anderen gegenüber. Aber auch innere Anzeichen, wie z.B. ein ungutes Bauchgefühl)

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Wer kann dich dabei unterstützen, ein realistisches Bild deiner Erinnerung (und der betreffenden Person oder Situation) zu bekommen?

Mögliche Entwicklung: dem Konflikt entgegengehen

Unsere dritte Karte, „Der Wagen“, gibt uns ergänzende Hinweise und zeigt eine mögliche Entwicklung an.

Der Tarot-Wagen wird oft Streitwagen oder auch als Triumphwagen genannt. Also ein Wagen, mit dem man „in den Kampf zieht“ bzw. einer, mit dem man an jubelnden Menschen vorbeifährt und sich für seinen Erfolg feiern lässt. Ich finde, beides passt hier sehr gut.

Das Wort „Streitwagen“ lässt mich daran denken, bewusst zu „streiten“. Dem Konflikt nicht länger aus dem Weg zu gehen. Dieser (drohende) Verlust muss akzeptiert werden. Man muss ihm in die Augen sehen, um das Ganze hinter sich zu bringen, die zwei noch stehenden Kelche zu erkennen und über den Schmerz hinwegzukommen.

Es lässt sich auch nicht immer vermeiden, dass sich andere durch uns verletzt fühlen. Dieser Punkt kommt oft noch dazu. Wir möchten niemandem wehtun. Aber das ist ein anderes großes Thema. Hier nur so viel: Jeder Mensch ist für seine eigene Emotionsregulation verantwortlich. Du kannst nicht für alles die Verantwortung tragen und auf alles Rücksicht nehmen. Vor allem dann nicht, wenn du dich damit selbst übergehst. Du kannst trotzdem wertschätzend sein. Wertschätzend und gleichzeitig deutlich. Auch wenn dein Gegenüber die Wertschätzung in dem Moment vielleicht nicht erkennt. (Wertschätzung in einem Konflikt hat übrigens auch immer ganz viel mit Selbstwertschätzung zu tun!)

Einen solchen Wagen zu steuern, braucht eine klare Entscheidung und permanentes „Ausgleichen der Kräfte“, die den Wagen ziehen. Du musst die Balance halten oder immer wieder neu herstellen. Ganz ohne Emotionen geht es nicht. Fokussierst du dich aber auf die Gefühle, kommst du leicht vom Weg ab. Genauso darf nicht nur der Verstand allein mitwirken. Du musst dich schon auch noch spüren können (You cannot heal what you cannot feel.). Manchmal braucht es eine Pause, manchmal Vollgas…

Es ist Arbeit, aber man kommt voran. Die Figur auf der Karte wirkt kraftvoll, entschlossen und aufrecht. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen zu diesem Thema: Diese Arbeit zahlt sich aus.

Je besser man sich auf die schmerzhafte Situation einlassen kann, desto schneller und besser kann man sie verarbeiten. Ich möchte aber unbedingt noch mal dazusagen: Manchmal braucht es zuerst Arbeit an anderer Stelle, um sich einlassen zu können. Es gibt immer gute Gründe dafür, warum es vielleicht gerade nicht geht. Dann braucht es einfach kleinere Schritte und einen anderen Startpunkt als den offensichtlichen.

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Woran erkennst du ganz konkret, dass du wieder anfängst, deine Erinnerungen zu beschönigen?

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Was gewinnst du, wenn du bewusst dem Konflikt entgegengehst?

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Wer oder was kann dir (an welchen Stellen) helfen, standhaft zu bleiben und immer wieder in die Balance zu kommen?

Fazit

Wenn ich mich mal etwas von den Positionen löse und die Karten einfach nur erzählen lasse, spiegeln sie mir einen Verlust, vielleicht auch den Verlust einer schönen Vorstellung oder das Platzen eines Wunsches.

Es geht um jemanden oder um etwas aus der Vergangenheit. Um eine idealisierte Erinnerung, einen Wunsch, eine ehemalige Liebe. Man möchte einfach, dass heute funktioniert, was damals nicht funktioniert hat. Oder man möchte, dass weiterhin etwas funktioniert, was nicht mehr funktionieren kann, weil sich die Umstände zu stark geändert haben.

Zu erkennen, dass das, was man sich wünscht, nicht passieren wird, ist schmerzhaft. Wir neigen deswegen oft dazu, unsere Erinnerungen zu idealisieren. Und damit beschönigen wir das Bild, das wir von einem bestimmten Menschen oder einer bestimmten Situation haben.

Falls du gerade vor einem schmerzhaften Schluss-Strich stehst, von dem du eigentlich schon weißt, dass es den auch braucht, solltest du deine Erinnerung unbedingt ent-idealisieren. Sei ganz ehrlich zu dir und mache dir ein realistisches Bild. Erst dann kannst du den Verlust der Person oder das Platzen deines Wunsches vollkommen akzeptieren und angemessen trauern.

Das wiederum gibt dir die Kraft und Entschlossenheit, nach vorn zu schauen und die nötigen Schritte zu gehen – ohne die ständige Unsicherheit, ob deine Entscheidung wirklich richtig ist. Ob du die Sache vielleicht völlig falsch siehst. Ob es nicht vielleicht doch noch eine Chance gibt.

Mache dir außerdem bewusst, dass es immer eine stabile Basis gibt, auf die du dich stützen kannst. Nur manchmal ist es schwer, diese zu erkennen. Du musst vielleicht immer wieder bewusst danach suchen. Lass dich ggf. dabei unterstützen. Es ist normal, dass es dir vielleicht Angst macht. Frage dich aber auch, was es dich kostet, diesen Schluss-Strich nicht zu ziehen.

Das klingt immer alles sehr einfach und theoretisch. Du musst für dich schauen: Was bedeutet das für dich, für deinen speziellen Fall? Die Impulsfragen können ein Anfang sein. Und den Umgang mit schmerzhaften Emotionen kannst du lernen. Wenn du dazu konkrete Fragen hast, melde dich gern. Genauso, wenn du dir persönliche Unterstützung wünschst.

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Hast du Fragen, Gedanken oder Ergänzungen zum Oktober-Impuls? Dann kommentiere unten auf dieser Seite, schreib mir hier oder nutze den anonymen Blog-Briefkasten.

Danke für deine Zeit. 🙂

Foto von R_Tee via Canva.com

Tarot von A.E. Waite, Mit freundlicher Genehmigung des Königsfurt-Urania-Verlags

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